Für alle Impfungen ist gleich, dass der/die Tierärzt*in mit dem/der Besitzer*in ein Gespräch führt, um herauszufinden welche Impfungen für das individuelle Pferd notwendig sind. Teil dieses Gesprächs ist auch, wie bisherige Impfungen vertragen wurden, wie es dem Pferd im Moment geht und ob es Symptome gibt, die zusätzlich abgeklärt werden sollten.

Danach wird eine klinische Untersuchung gemacht, bei der unter anderem das Herz, die Lunge und die innere Körpertemperatur kontrolliert werden. Man kann sich das Ganze wie einen Gesundheitscheck vorstellen. Ist dabei alles in Ordnung, kann die Impfung verabreicht werden.

Ein besonderes Service meiner Praxis sind die Impferinnerungen. Sie bekommen rechtzeitig vor der nächsten Impfung eine Nachricht, damit Sie sich einen Termin ausmachen können.

 

Tetanus

Wir beginnen mit der wichtigsten Impfung für Pferde, auf die absolut nicht verzichtet werden sollte – die Immunisierung gegen das Toxin des Bakteriums Clostridium tetani.

Clostridium tetani kommt weltweit in der Umgebung (Boden, Kot) vor und dringt durch Wunden (auch kleine Schürfwunden) in den Körper ein. Dort führt das Toxin zu Muskelkrämpfen, die oft mit einer Kiefersperre beginnen (Tier kann nicht mehr fressen) und im fortgeschrittenen Zustand zu festliegen und Tod führen. Eine Behandlung ist schwierig und trotzdem in den meisten Fällen nicht erfolgreich.

Der einzige dauerhafte Schutz gegen das Toxin ist die korrekt durchgeführte Impfung. Tetanus ist nicht ansteckend und die Impfung schützt nur das Einzeltier (Ausnahme: Saugfohlen. Diese nehmen Antikörper durch die Milch der geimpften Stute auf).

Auch Menschen, kleine Wiederkäuer und Neuweltkameliden (Lamas, Alpakas) sind empfindlich gegenüber Tetanus und sollten geimpft werden.

Influenza

Pferdegrippe wird wie die „echte“ Grippe beim Menschen durch ein Influenza Virus verursacht, das Equine Influenza Virus.Eine speziesübergreifende Ansteckung ist zwar nicht auszuschließen, aber eher unwahrscheinlich. Der derzeitig kursierende Typ H3N8 verändert sich nicht so schnell wie beim Menschen. Trotzdem werden die Impfstoffe regelmäßig angepasst, um optimalen Schutz zu bieten.

Equine Influenza ist hochgradig ansteckend und wird durch Tröpfcheninfektion über Aerosole, aber auch durch Gegenstände, Kleidung und den Menschen übertragen. In ungeimpften Herden erkranken bis zu 100% der Tiere. Besonders Jungtiere und ältere oder geschwächte Tiere sind empfänglich und diese haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf. Wenn ein erkranktes Pferd oder ein symptomloser Ausscheider mit der Herde in Kontakt kommt, dauert es 3-5 Tage bis zum Ausbruch der Krankheit.

Das Equine Influenza Virus greift die Zellen der Lunge an, weshalb die Pferde trockenen Husten, Fieber und Nasenausfluss zeigen. Bei schweren Verläufen kann es auch zu Atemnot und Sekundärinfektionen durch Bakterien kommen. Normalerweise klingen die Symptome innerhalb 2-3 Wochen ab. Todesfälle sind glücklicherweise selten. Durch die Schädigung der Lunge brauchen betroffene Pferde mehrere Wochen bis zu einem halben Jahr, um wieder auf ihr Leistungsniveau zurück zu kehren. Als Faustregel gilt: Für jeden Tag Fieber sollte mindestens eine Woche Pause gewährt werden.

Da Pferdegrippe so ansteckend ist und die Rekonvaleszenz sehr lange dauern kann herrscht bei Turnieren, Kursen und Wanderritten Impfpflicht. Die korrekt durchgeführte Impfung schützt das Einzeltier (vermindert die Symptome) und die Gruppe (durch geringeres Ausscheiden von infektiösem Virus). Um das Risiko einer Infektion und die damit verbundene Rekonvaleszenzzeit so gering wie möglich zu halten, sollte man sein Pferd daher gegen Influenza impfen lassen.

Equines Herpes Virus

Das Equine Herpesvirus hat verschiedene Typen, von denen Typ 1 und 4 die wichtigsten sind. Früher war das Virus hauptsächlich in der Zucht ein großes Thema. Durch eine große Pferdesportveranstaltung bei der sich etliche Pferde ansteckten und auch Tiere starben, wurde das Ganze wieder aktuell.Viele Pferde stecken sich im ersten Lebensjahr mit dem Virus an, haben aber nicht unbedingt starke klinische Symptome und bleiben ihr Leben lang damit infiziert. Durch Stress wie Transport, Umzug oder Trächtigkeit kann das Virus reaktiviert und ausgeschieden werden.

Die Übertragung läuft ähnlich wie bei Influenza über Tröpfchen und kontaminierte Gegenstände bzw. Personen (Hände!), die in Kontakt mit z.B. Nasensekret gekommen sind, ab.Die Symptome reichen von Nasenausfluss und Fieber über Aborte bis zu neurologischen Symptomen. Bei der neurologischen Verlaufsform kann es innerhalb von 48h zum Festliegen kommen. Durch die schwere Verlaufsform und die leichte Ansteckung herrscht auf vielen Turnieren, Kursen und Wanderritten inzwischen Impfpflicht.Die Impfung schützt das Einzeltier leider noch nicht vollständig vor der neurologischen Verlaufsform. Die respiratorischen Symptome werden aber abgeschwächt und das Pferd scheidet weniger Virus aus. Dadurch wird die Ansteckung der anderen Tiere vermindert.

Der beste Schutz einer Herde wird durch strenge Quarantänemaßnahmen bei Neuzugängen und die Impfung aller Pferde sichergestellt. Dies gilt insbesondere für Bestände, in denen Einzeltiere oft auf Pferdesportveranstaltungen fahren.

West Nil Virus

Das West Nil Virus stammt ursprünglich aus Afrika, hat sich aber in den letzten Jahrzehnten auf der ganzen Welt verbreitet und kommt weltweit endemisch (das heißt in bestimmten Gebieten) vor. In Österreich wurde das Virus erstmals 2016 nachgewiesen, 2020 erkrankten zwei Pferde nachweislich daran. Auch andere Tiere wie Vögel und der Mensch können daran erkranken.

Die Übertragung erfolgt durch Stechmücken, die mit dem Virus infiziert sind. Säugetiere sind aber nicht der richtige Wirt für das Virus. Das heißt ein infiziertes Pferd wird andere nicht anstecken, wenn es gestochen wird und die Mücke dann ein weiteres Pferd sticht.Viele Pferde haben keine oder geringe Symptome. Diese können von Fieber und grippeähnlichen Symptomen bis hin zu Muskelschwäche und Blindheit reichen. Treten neurologische Symptome auf, ist die Prognose eher ungünstig.Da keine Übertragung von Pferd zu Pferd stattfindet herrscht für diese Erkrankung keine Impfpflicht. Befindet sich Ihr Pferd allerdings in einem Gebiet, in dem das Virus vorkommt, ist die Impfung sehr anzuraten. Sie bietet einen Schutz vor schweren Verläufen beim Einzeltier.

Zusätzlich ist auch im Sinne der Belastung der Pferde ein Management der Mückenpopulation sinnvoll. Stehendes Wasser sollte in Stall und Weidenähe vermieden werden oder durch Deckel und Netze abgedeckt werden.